Liebe Gemeinde!

Nach langer, gefühlt unendlich langer Zeit gibt es wieder einen Rafaelsboten. Über Wochen, ja am Ende waren es sogar Monate, haben wir (fast) nur digital kommuniziert. Corona hat einiges verändert – vor allem die vielen kleinen Selbstverständlichkeiten.

Jetzt wollen wir versuchen, wieder einen Rhythmus und eine gewisse Normalität für unser Gemeindeleben zu finden. Dennoch gilt für alle geplanten Angebote, zu denen Sie in diesem Gemeindebrief herzlich eingeladen werden, dass sie nur unter Vorbehalt angekündigt werden können. Die Regelungen zur Vermeidung der weiteren Verbreitung des Corona-Virus müssen dabei eingehalten werden (können). Angesichts der wieder steigenden Zahl an Infektionen bleibt offen, welche Veranstaltungen wirklich stattfinden können. Wir werden insgesamt noch eine ganze Weile sehr flexibel bleiben müssen.

Umso mehr ist es eine große Freude, dass wir wieder miteinander Gottesdienst feiern können – wenn auch in kleineren Gruppen. Die Zeit der Distanz ist noch nicht vorbei, aber alle Beteiligten bekommen etwas Routine, sie zu gestalten. Das Vertrauen darin, dass durch die gebotene Entfernung Beziehungen nicht abbrechen müssen, wächst. Nun gilt es, die Waage zu halten zwischen dem, was wieder möglich ist und dem, was noch nicht sein darf. Wichtig ist jetzt, die Balance zu finden zwischen Nähe suchen und Distanz aushalten. Wir können gemeinsam nach aktiven Möglichkeiten der Begegnung und des Kontaktes suchen, so dass wir uns nicht aus den Augen verlieren!

Diese besondere Zeit der Einschränkungen und auch der Vorschriften und Regelungen, sie hat (auch) Wahrheiten zu Tage gebracht. Wie in einem Brennglas zeigten sich die eigenen Stärken und Schwächen. Neigungen und Ab-Neigungen ließen sich nicht mehr so einfach verbergen. Das galt und gilt zum einen für die Gestaltung der Beziehungen zu den Menschen, die mit uns gemeinsam leben, aber zum anderen auch für den Umgang mit sich selbst und mit dem, was uns umgibt, der Natur. Es war immer wieder mal zu spüren: Diese Krise klärt und sortiert – im besten Falle reinigt sie! Gewohnheiten, auch manche religiösen Bräuche wie etwa der sonntägliche Gottesdienstbesuch, brauchten und brauchen eine Alternative – oder eben nicht. Wir werden alle noch einmal unfreiwillig vor viele kleine Entscheidungen oder auch eine Suche gestellt. Und auch hier gilt, was immer schon stimmte: sich nicht zu entscheiden, geht nicht. Diese Möglichkeit gibt es faktisch nicht.

Gehen wir also sehenden Auges und mit offenen Händen und Herzen füreinander in
ein neues Gemeindejahr in St. Rafael! Im Rücken haben wir dabei diese besonderen
Begegnungen der letzten Monate. Es sind kostbare Schätze, diese Momente, in denen
wir uns etwas gesagt oder geschrieben haben, was sich im normalen Alltag wohl eher
nicht ergeben hätte. Weil Beziehungen bewusst und mit Vorsatz gesucht und ausgedrückt
werden mussten – oder eben nicht stattgefunden haben – sind sie so bedeutungsvoll.
Die Entscheidung dahinter macht den Unterschied – und die Qualität.

Besonders einladen und begrüßen möchten wir in diesen Tagen die Menschen, die in
diesem Sommer neu nach Den Haag gezogen sind – einzeln oder mit der Familie! St.
Rafael möchte ein Ort sein, an dem sie Kontakte knüpfen können. Unsere Gemeinde
versteht sich als Gelegenheit, Menschen zu suchen und zu finden, die mit Rat und Tat
zur Seite stehen. Und darüber hinaus: Wir möchten den Himmel offenhalten, d.h.
Worte und Gedanken hören und austauschen, die den eigenen Horizont und die eigenen
Möglichkeiten überschreiten – wir möchten gemeinsam glauben, an den, der
jeden Schritt und jede Entscheidung unseres Weges mitgeht.

So bleiben wir froh und gesund – an Leib und Seele!
Lydia Bölle  & P. Kornelius Maria