Geboren und aufgewachsen bin ich im katholisch geprägten Emsland in Niedersachsen, zusammen mit vier Geschwistern. Schon früh hatte ich Berührung mit dem Leben der Kirche. In der Familie und als Gruppenleiterin der katholischen Jugend konnte ich erste wertvolle Erfahrungen sammeln im Umgang mit dem, was mich und andere beschäftigt: die Suche nach dem, was Bedeutung hat, Sinn-voll ist…

Nach dem Abitur habe ich dann in Münster Katholische Theologie studiert. Beheimatet war ich dort sowohl in der Studentengemeinde als auch in der Gemeinde St. Erpho in der Straße, in der ich gewohnt habe. Ich habe immer nach einem Gleichgewicht gesucht: zwischen Alltag und Event, Theorie und Praxis, allein und gemeinsam, Innen und Außen … Mir war die (kirchen-) politische Arbeit ebenso wichtig wie Schweigeexerzitien, konkrete Handarbeit und soziales Engagement ebenso wie das Gebet.

Als Pastoralreferentin habe ich dann im Bistum Osnabrück meinen Dienst begonnen im Jugendbüro des Dekanates Itzehoe. Schleswig-Holstein war und ist großartig! Die Nüchternheit und Klarheit der Menschen und das et-was raue Klima der Nordseeküste haben mir ausgesprochen gut gefallen. Auch die tiefe Diaspora der katholischen Welt dort führt zu Konzentration und Solidarität – und gleichzeitig Offenheit.

Nach einem zweijährigen Abstecher im Bischöflichen Jugendamt in Osnabrück hat es mich das erste Mal in die Auslandsseelsorge verschlagen. In Tokyo habe ich einige Jahre mit Menschen gelebt und gearbeitet, die mir gezeigt haben, wie kostbar (religiöse) Traditionen und Rituale sind und wie gut es tut, gemeinsam daran festzuhalten und einander zu bestärken.
Zurück in Osnabrück habe ich in den letzten 20 Jahren verschiedene Aufgaben im Auftrag des Bischofs übernommen. Geprägt hat mich zunächst die Arbeit in der Berufungspastoral. Junge Erwachsene zu begleiten bei der Frage nach ihrem Platz in der Kirche, war mir eine große Freude. Sowohl das Erleben einer lebendigen Weltkirche bei den Weltjugendtagen als auch beispielsweise die regelmäßige Feier der Jugendvesper im Osnabrücker Dom haben mich nachhaltig geprägt.

Daneben habe ich zunächst im Westen, dann im Osten der Stadt Osnabrück jeweils einige Jahre in Ortsgemeinden gearbeitet. In der katechetischen Arbeit sind Beziehungen gewachsen, die ich niemals missen möchte. Die Entscheidung von Menschen, einzeln und in bzw. mit ihren Familien, der Frage nach Gott einen festen Platz zu geben, hat mich immer beeindruckt.

Berufsbegleitend habe ich während dieser Zeit in Osnabrück Elementarpädagogik studiert, um an der Franz-von-Assisi-Schule, einer Fachschule für Sozialpädagogik, zu unterrichten. Mehr als 17 Jahre habe ich dort junge Frauen und Männer auf den Erzieher/innenberuf vorbereitet. Die intensive Beschäftigung mit dem Leben und Wirken des Franz von Assisi hat ihr Übriges getan, mich davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, im Anderen Gott zu suchen und zu entdecken!

Und nun bin ich hier – höre, schaue, mache mir Gedanken… und knüpfe gerne an die Arbeit meiner geschätzten Vorgängerin und Kollegin Hildegard Schmidt an!

Ich freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen und euch! Was uns bei aller Fremdheit und vor allem Kennenlernen verbindet, ist der gemeinsame Glaube an Jesus Christus, dem wir in St. Rafael Ausdruck geben und den wir feiern wollen.

Auf die Plätze, fertig, los…!
Lydia Bölle