… auf die Zeit „davor“

Der ökumenische Weltgebetstag der Frauen am 6. März 2020 war nicht nur ein gelungener, schöner Abend, sondern auch die letzte Begegnung im Rafaelshaus vor dem Lockdown.
Gerne im nächsten Jahr wieder!

… auf die Corona-Zeit

Die letzten Wochen und Monate waren für uns alle unerwartet, ungeplant und einschneidend. Wenn je-der von uns während des Lockdowns ein Tagebuch geführt und die Gedanken veröffentlicht hätte, wäre ein ganz besonderes Buch entstanden: voll Aufruhr, Schwierigkeiten, Ängsten, Veränderungen und zu meisternden Herausforderungen. In einer solchen Zeit ist es schon immer die Aufgabe der Kirche gewesen, den Menschen Halt und Perspektive zu geben. Aber wie soll das gestaltet werden, wenn man sich weder die Hand schütteln noch besuchen oder in der Gemeinschaft zusammenkommen darf? …

Ich weiß nicht genau, was uns als erstes aus dem Rafaelshaus erreichte: Fest steht, dass wir für jeden Sonntag, an dem wir nicht gemeinsam Eucharistie feiern konnten, eine Rundmail er-hielten. Neben dem Sonntagsevangelium waren darin persönliche Gedanken formuliert, die die Schriftworte und die Zeichen der Zeit zu deuten versuchten. Später kamen auch Vorschläge für eine Hausliturgie, Anregungen für Kinder, Collagen mit Ostergrüßen des Pfarrgemeinderats oder mit Luftballons zum Pfingstfest dazu. All dieses war Ausdruck des Wunsches und der Möglichkeit miteinander in Kontakt zu bleiben. Auch stand die Tür des Rafaelshauses von Anfang an allen offen, die – einzeln oder im Familienkreis – in unserer Kapelle Ruhe und Zuflucht finden wollten. An besonderen Festtagen gab es dort auch etwas zum Mitnehmen: am Palmsonntag einen gesegneten Palmzweig, am Ostersonntag dann eine kleine Osterkerze. Das Abholen bot gleichzeitig die Gelegenheit zu einem lang vermissten Plausch vor der Kirche.

Und dann kamen plötzlich Briefe, ganz normale Briefe, an unsere Kinder adressiert. Mein Firmling erhielt Segenswünsche, die er dann vervielfältigte und seinerseits an Menschen, die ihm fehlten und die er nicht einfach mehr besuchen konnte, verschickte: nach Holland, Deutschland, Portugal. Meine Ministrantin bekam einen Brief mit Origami-Tauben, und nach etwas Knobeln hatte sie selber welche gebastelt und ebenfalls wieder auf den Weg gebracht, diesmal sogar bis in die USA. Es wurde er-fahrbar: Gemeinschaft ist möglich, wo wir uns auf alte Tugenden und Mittel besinnen.

Meine Mutter, rüstige 70-Plusserin, erhielt auch Post und dazu noch Einladungen zu gemeinsamen Seniorentreffen und später auch zu einem Gottesdienst, beides bei schönstem Wetter auf dem Vorplatz des Rafaelshauses mit genügend Abstand und frischer Luft. Unter Einhaltung aller geltenden Vorschriften konnten sich so auch die gefährdetsten Mitglieder der Gemeinde treffen und Gemeinschaft genießen, ein absolutes Muss für diejenigen, die sich sonst Zuhause quasi einschließen mussten.

Auch die Erstkommunionkinder, die ihre Vorbereitung so abrupt unterbrechen mussten, bekamen Post aus der Kirche. Und letztendlich haben sogar drei Erstkommunionfeiern statt-gefunden – jede unter Corona-Bedingungen: Es erhielten jeweils drei Kinder im engsten Familienkreis die erste heilige Kommunion, durch Plexiglas getrennt und mit einer Zange gespendet. Diese Gottesdienste waren nach Aussage aller Beteiligten wunderschön. Weitere vier Kommunionfeiern werden folgen.

Das Ehrenamt ruhte in St. Rafael wahrlich nicht! Regelmäßig fanden in dieser Krisen-zeit virtuelle Treffen des Pfarrgemeinderats statt, bei denen voller Eifer und mit neuen Ideen die Planung der Wochen im Lockdown angegangen wurde. So gab es virtuelle Vespern, die wir mit der Familie im eigenen Wohnzimmer genießen konnten. Unvergesslich anders. Und auf dem YouTube Kanal unserer Gemeinde war plötzlich jede Woche etwas Neues zu sehen: von Kurzfilmen mit den Lesungen des Sonntags oder Musik, über ein Grußwort aus den Alpen und eine tolle Kinderkirche für die Kleinen bis hin zu ganz wunderbaren Aufnahmen zur Feier der Oster- und Pfingstliturgie. Die Mitwirkung von so vielen Gemeindemitgliedern bei diesen besonderen Videos macht sie zu einem Schatz, der bleibt. Zu einem wahren Segen wurde hier die neue Kamera, die durch finanzielle Mittel der Deutschen Botschaft angeschafft werden konnte und alle technischen Herausforderungen mit Bravour gemeistert hat! Inzwischen sind sogar die Sonntags-messen wieder aufgenommen. Seitdem wir uns nicht mehr im Lockdown befinden und auch P. Kornelius, der während seines Heimaturlaubs in Österreich von den Corona-Regelungen überrascht wurde und bis Ende Mai dort verweilte, zurückgekehrt ist, finden diese wieder regelmäßig mit maximal 20 Personen statt.

Aber läuft ab jetzt wieder alles normal? Ich denke, diese besondere Zeit hat uns neu bewusst gemacht, wie wenig wir eigentlich in die Zukunft schauen und planen können. Gleichzeitig durften wir erfahren, dass wir selbst in den schwierigsten Zeiten nicht allein sind und es immer Mittel und Wege geben wird, einander zu helfen, einander zu unterstützen, einander zu tragen. Kirche in Corona-Zeiten funktioniert!

Jane Mund