Seid so nett zu ihr, wie ihr es zu mir – meistens – wart
Natürlich lag das Rafaelshaus auch dieses Mal wieder einmal im strahlenden Sonnenschein da. “Wenn ich mich richtig erinnere, hat es in den vergangenen neun Jahren, in denen ich hier in Den Haag war, tatsächlich bei keinem einzigen Gemeinde fest geregnet”, stellte Hildegard Schmidt bestätigend fest.
Warum hätte es jetzt also auch anders sein sollen? Das Wetter war also schon einmal gut geregelt.
Das große Party Zelt stand auch bereits auf dem Vorplatz. Essen und Getränke waren organisiert, die Reden vorbereitet, die Kapelle voll mit Menschen. Schließlich wollten nicht nur viele Den Haager Gemeindemitglieder Hildegard Schmidts Abschied mitfeiern. Auch aus zahlreichen weiteren Landstrichen waren Gäste angereist, denen sie auf den verschiedenen Etappen ihres über 40 jährigen Dienstes für zahlreiche Kirchengemeinden begegnet war in Deutschland, Holland und selbst in Japan. Damit das Fest auch musikalisch ein Erfolg werden konnte, hatten sich viele ins Zeug gelegt, um auch auf diesem Gebiet etwas bieten zu können. Immerhin hatte Hildegard Schmidt in den letzten Jahren auch selbst musikalische Akzente gesetzt. Stets war sie diejenige gewesen, die in den letzten Jahren besonders beherzt und mit kräftiger Stimme das “Viel Glück und viel Segen” angestimmt hatte, wenn Geburtstage zu feiern waren. Auf ihre Initiative geht es auch zurück, dass in unserer Gemeinde das gesungene “Wir preisen Deinen Tod” das gesprochene “Deinen Tod, o Herr, verkünden wir” ersetzt.
Also hatte sich bereits mehrere Wochen vor dem großen Tag ein kleiner Kirchenchor zu regelmäßigen Proben zusammengefunden, der schließlich, begleitet von einem Ensemble aus drei Geigen, die Messe begleitete. Am Klavier kam bewährte Unterstützung von Musiklehrer Veit Riese, der für diesen An lass mit seiner Familie noch einmal aus Halle an seine frühere Wirkungsstätte in Den Haag gekommen war.
Beim anschließenden Empfang gab ein Kinderchor aus Kindern der Kinderkirche ein weiteres Ständchen. Selbst Pater Kornelius Maria ließ es sich nicht nehmen, Frau Schmidt nach seiner Ansprache ein Lied mit der Gitarre zu singen. Der Kirchenchor hatte übrigens sowohl bei den Proben als auch bei dem eigentlichen Auftritt so viel Spaß, dass verabredet wurde, dass er auch in Zukunft bestehen bleiben wird. So wird Hildegard Schmidt auch über ihren Weggang hinaus musikalische Spuren hinterlassen. Natürlich wurde aber nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen. In seiner Predigt schlug Msgr. Lang die Brücke von der Berufung des Propheten Elischa über die Einladung Jesu, ihm entschieden nachzufolgen und nicht zurückzublicken, zu Hildegard Schmidts eigener Berufung und ihrem langjährigen Wirken für verschiedene Gemeinden. Er zitierte aus Frau Schmidts eigenen Worten, mit denen sie sich und ihre Berufung vor neun Jahren der Den Haager Gemeinde im Gemeindebrief vorgestellt hatte. Besonders hob er
ihre große Begabung heraus, den Glauben an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, und ihre außergewöhnliche Fähigkeit, Menschen zu motivieren und zur Mitarbeit zu ermutigen. Auf die Zeit zurückblickend, in der sich ihre Versetzung nach Den Haag damals abgespielt hatte, konnte sein Fazit nicht positiver sein: “Das war eine der besten Personalentscheidungen, die wir je getroffen haben!” Jürgen Keil als Vorsitzen der des Pfarrgemeinderats und Pater Kornelius Maria schlossen sich in ihren Reden dieser Einschätzung an. Jürgen Keil überreichte ihr im Namen der Gemeinde als Abschiedsgeschenk ein Gemälde, das sie mit Hund “Archie“ am Strand von Scheveningen zeigt.
Hildegard Schmidt selbst war sichtlich gerührt und suchte nach Worten. “Ich bin”, brachte sie noch heraus. “Sprachlos“ ergänzte nach einer kurzen Pause jemand aus der Zuhörerschaft. Da hatte sie sich aber schon wieder gesammelt. “Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Arbeit 40 Jahre machen durfte.
Es war immer schön, aber Den Haag war tatsächlich der Höhepunkt. Natürlich hat alles auch Haken und Ösen, aber dadurch nimmt man das Schöne umso intensiver wahr”, zog sie ihre Bilanz. Sie schloss mit einer Bitte: “Bitte seid zu meiner Nachfolgerin Lydia Bölle so nett, wie ihr es zu mir meistens wart”. Das machen wir meistens ganz bestimmt! Alles Gute für die Zukunft, liebe Hildegard, und vielen Dank für alles, was du für diese Gemeinde getan hast!
Lothar Hermes