Am 9. Juni 2019 ist Edgar Denter friedlich im Schlaf verstorben. Herr Denter war ein Mensch, dessen Gesicht ich seit vielen Jahren fest mit dem Rafaelshaus verbinde. Ich erinner e mich, bereits vor wahrscheinlich 15 Jahren, als wir noch recht neu in Den Haag waren, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich habe ihn als freundlichen, ruhigen, fast schon zurückhaltenden Mann
erlebt, der an der Seite seiner Frau Christine aus dem Gottesdienst und der sonntäglichen Kaffeerunde im Gemeindesaal nicht wegzudenken war. Er war eine verlässliche Konstante in unserem vom steten Zuzug und leider auch vom regelmäßigen Weggang lieb gewonnener Menschen geprägten Gemeindeleben.

Dabei konnte er selbst im Laufe seines bewegten Lebens durchaus mit vielen Umzügen und Veränderungen aufwarten. Geboren, aufgewachsen und ausgebildet in Frankfurt, begann seine berufliche Karriere als Kriminalreporter in Kiel. Nach einer weiteren Stelle in Lübeck wechselte er anschließend zur Deutschen Presse Agentur (DPA) nach Köln, die ihn fünf Jahre später auf seine erste Auslandsstelle schickte: Er wurde Auslandskorrespondent in Den Haag. Später übernahm er für die DPA weitere Aufgaben in Johannesburg, Hamburg und London. Es muss eine spannende Tätigkeit
gewesen sein, die ihn mit vielen bekannten Persönlichkeiten zusammenbrachte. So hatte er im Laufe seiner Karriere die Gelegenheit, den späteren Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und zahlreiche afrikanische Staatsoberhäupter zu interviewen, und traf er in Europa sowohl die britische Queen als auch die niederländische Königin Beatrix. Seine letzte Entsendung brachte ihn erneut als Korrespondent nach Den Haag, wo er mit seiner Frau schließlich endgültig sein Lager aufschlug und nach einer vorübergehenden Tätigkeit als Pressesprecher des Internationalen Strafgerichtshofs auch nach seiner Pensionierung wohnen blieb.

Ich weiß nicht, was für Familie Denter damals den endgültigen Ausschlag für die Entscheidung gab, aus Den Haag nicht mehr nach Deutschland zurückzuziehen. Ich stelle mir aber vor, dass die Bindung zu unserer Gemeinde hier sicher eine Rolle gespielt hat. Edgar Denter war nicht nur ein
sehr regelmäßiger Kirchgänger, er setzte sich auch aktiv für unsere Gemeinde ein und engagierte sich zum Beispiel als Lektor und Kassenprüfer. Als wir ihn, vielleicht durch seinen weißen Bart inspiriert, darum baten, den Nikolaus zu spielen und die Kinder nach der Messe mit Schokoladen Nikoläusen zu bescheren, nahm er auch diese Aufgabe gerne an. Selbst als seine Frau im Sommer 2016 verstarb und es gesundheitlich auch für ihn immer beschwerlicher wurde, fand er noch lange Zeit den Weg in die Kirche. Mit zunehmendem Fortschreiten seiner Erkrankung fand er Unterstützung in einem Mitarbeiter seines Pflegedienstes, der ihn regelmäßig zur Kirche und
zum anschließenden Kaffee im Gemeindesaal begleitete. Es war deutlich, dass Herrn Denter der sonntägliche Gottesdienst und auch der Kontakt zur Gemeinde lieb und wichtig waren. Dieser Kontakt riss nie ganz ab – selbst am Tag vor seinem Tod hatte er noch Besuch von einem Mitglied unserer Gemeinde.

Herr Denter wurde 79 Jahre alt. Er hinterlässt seine Tochter Marion, die mit ihrem Mann und den gemeinsamen Kindern in den USA wohnt.

Lothar Hermes