Liebe Gemeinde!

unendlich
vergiss
deine Grenzen
wandere aus
das Niemandsland
unendlich
nimmt dich auf

(Rose Ausländer)

Die ersten Tage und Wochen in diesem mir noch fremden „Niemandsland“ Den Haag waren für mich schon so manches Mal geprägt von einer gewissen „Beschränktheit“. Was ich damit meine ist die Erfahrung, an Grenzen im Alltag zu stoßen, die ich lange nicht mehr kannte: Alle persönlichen Dinge haben einen anderen, ungewohnten Ort und wollen täglich neu gesucht werden. Ich kann die Worte der Menschen auf der Straße und in den Geschäften (fast) nicht verstehen. Ich kenne die Gewohnheiten und Wünsche der Menschen in unserer Gemeinde noch nicht. Gesichter haben noch keinen Namen…

Der Alltag ist im Augenblick noch etwas anstrengend. Das Unbekannte macht hier und da auch unsicher. Es fehlen mir die vertrauten Stimmen und Gesten.

Aber ich ahne: Da kann sich ein großer Vorrat an Möglichkeiten und Ideen auftun. Die Erfahrung von Niemandsland macht nicht heimatlos, sondern ich spüre, da ist etwas, das mich aufnimmt, trägt, weiterbringt.

Niemandsland – das ist tatsächlich so etwas wie neuen Geist entdecken, vielleicht eine Gotteserfahrung. Diese kann ich nicht herstellen oder machen. Geist ist immer etwas Neues; etwas, das ich nicht besitzen kann, sondern erfahren und erleben muss. Und Geist-reiches will anstecken, ist mehr als die Summe aller Teile; eine neue Ganzheit, die mich auch aus meinen „Beschränktheiten“ befreit.

„Seinen Weg im Geist zu gehen, heißt: sich von Gott am Wickel nehmen und in eine Welt mit unendlich weiterem Sinn versetzen zu lassen.“

(R. Rohr)

Bei unserem Start oder (Weiter-) Leben hier in Den Haag in der Rafaelsgemeinde wünsche ich uns den Mut, dass wir uns auf solche Geist-reichen Erfahrungen einlassen!

In Erwartung und Vorfreude
Ihre Lydia Bölle, Pastoralreferentin