+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus Mk 16,15-20

In jener Zeit erschien Jesus den Elf und sprach zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden. Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und verkündeten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die es begleiteten.

 

„Geht hinaus in die ganze Welt!“
„Sie werden in neuen Sprachen reden.“

„… in den Himmel aufgenommen.“
„Der Herr stand ihnen bei.“

Charly Brown und Snoopy sitzen an einem See. Charly ist wieder mal traurig. „Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy!“ sinniert er. „Ja, das stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht!“ antwortet sein treuer Begleiter. Nicht schlecht, die Antwort! Sich auf die Tage des Lebens zu konzentrieren, ist ein guter Hinweis – besonders für Menschen, die so gestrickt sind wie Charlie Brown! Neben diesem Originaldialog bin ich auf eine Verfremdung gestoßen. Dort antwortet Snoopy: „Wir sterben nicht, wir kommen nach Hause!“ Vielleicht denkt er mit Vorfreude an irgendeinen Hundehimmel. Zum Fest Christi Himmelfahrt passt diese Antwort jedenfalls sehr gut!

Nach Hause – genau das verbirgt sich hinter den uralten Bildern vom Himmel und der Himmelfahrt. Zur Zeit Jesu gebrauchen fromme Juden das Wort Gott nicht, sondern sie umschreiben es mit Himmel. Das Reich Gottes ist das Himmelreich. Himmelfahrt meint also die Reise Jesu zum Vater, zu Gott, nach Hause. Er ist angekommen, ganz und gar geborgen. Und so einen Ausflug zum Vater, eine kleine Himmelfahrt, feiern wir in jeder heiligen Messe. Zu Beginn des Hochgebetes werden wir eingeladen: „Erhebet die Herzen!“ In der griechischen Urform lautet dieser Ruf: Die Herzen himmelwärts! Und wir antworten: „Wir haben sie beim Herrn“, … der im Himmel ist. Nach diesem kurzen Dialog singen alle gemeinsam (wenn nicht gerade Corona die Regeln vorgibt) das Heilig-Lied, das die Engel nach einer Vision des Propheten Jesaja im Himmel vor Gottes Thron singen. In diesen Chorgesang stimmen wir mit ein! Für einen Moment lösen wir uns gedanklich vom Alltag, vereinen unsere Gedanken mit Gott und Jesus im Himmel. Das ist mehr als bloße Erinnerung!

Das Fest Christi Himmelfahrt verweist uns auf ein Leben, das unsere Vorstellung übersteigt und gleichzeitig unsere tiefste Sehnsucht ausdrückt: das Leben bei und mit Gott. Es richtet unseren Blick und unsere Gedanken auf das Ziel von allem. Himmel ist nur ein unzulängliches Wort dafür. Der „sky“ spielt dabei schon gar keine Rolle. Und mit dem „heaven“ ist dann der Ort gemeint, an dem Gott wohnt. Es geht um das eigentliche Ziel unseres Lebens, das Zuhause beim Schöpfer.

Stimmt, Snoopy macht mit seiner ersten Antwort auch auf etwas Wichtiges aufmerksam, nämlich hier und heute Freude und Lust zu empfinden. Mit voller Kraft leben, Begeisterung spüren, Leidenschaft entwickeln, Erfüllung finden… auf Erden – ja klar, das ist unser Auftrag. Aber: Unser Leben ist mehr als das, was hier geschieht. Es ist länger als alle irdischen Jahre, heller als jeder profane Glanz, reicher als alle weltlichen Genüsse, wunder-voller als jede meiner Erkenntnisse… Das Fest Christi Himmelfahrt weckt mich auf: Denk nicht zu klein, zu eng, zu kurz!

Auch die Jünger brauchen offenbar Zeit, um zu begreifen, dass Auferstehung nicht bedeutet, dass Jesus in gewohnter Weise gegenwärtig ist und mit ihnen lebt. Ein neues Vertraut-werden mit ihm scheint menschlich notwendig zu sein. In der Kirche feiern wir das Fest der Himmelfahrt genau 40 Tage nach Ostern! Die gleiche Zeitspanne hat uns von Aschermittwoch an auf Leiden, Sterben und Tod Jesu vorbereitet. Wir haben sein irdisches Leben betrachtet bis es seinen Höhepunkt bzw. Tiefpunkt findet. Die 40 nachösterlichen Tage widmen sich dann dem, was Auferstehung wirklich meint, nämlich keine Fortführung des irdischen Lebens, kein „weiter so“, sondern eine Ankunft!

Himmel und Erde – beide Lebensorte Gottes brauchen unsere Aufmerksamkeit! Und sie rücken sogar dort zusammen oder berühren sich, „wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen; wo sie sich verschenken, die Liebe bedenken – und neu beginnen, ganz neu…“!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen himmlischen Sonntag! Lydia Bölle