Lesung aus dem Buch Genesis
Gott sprach zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Ich bin es. Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt. Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus 1, 12-15
In jener Zeit trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. Nachdem Johannes ausgelie-fert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
„…vom Satan in Versuchung geführt.“
„…die Engel dienten ihm.“
„Die Zeit ist erfüllt.“
„Das Reich Gottes ist nahe.“
Manchmal sitzt mir auch der Teufel im Nacken. Und das ist kein gutes Gefühl – weder für den Nacken noch für mein Gemüt. Häufig trägt dieser Teufel, der sich dort häuslich eingerichtet hat, den Namen Zeitdruck, manchmal auch Angst oder ein nicht lösbarer Konflikt. Er macht sich tatsächlich im Nacken bemerkbar. Alles ist verspannt und verursacht Kopfschmerzen und innere Unruhe. Nicht besonders erbaulich.
Gerade in diesen Situationen wünsche ich mir Engel, die mir dienen, so wie Jesus in der Wüste. Während er der Versuchung durch den Teufel oder Satan widerstanden hat, waren diese himmlischen Wesen ganz für ihn da, so das Evangelium.
Es sind ihm offenbar Mittel und Wege geschenkt worden, die ihm dienlich waren. Und diese waren nicht nur einfach da, sondern sie waren ausschließlich seinetwegen da. Sie hatten die Absicht, Jesus in der schwierigen Situation von Anfechtung, Einsamkeit und Wüste, eine gezielte Hilfe zu sein. Diese „Engel“ dienten ihm, sie widmeten ihre Aufmerksamkeit seinem Wohlgefallen. Sie sorgten für ihn und stärkten seine Lebens- und Widerstandskraft, seine Ausdauer und Entschiedenheit.
Aber wer oder was kann das für Jesus gewesen sein? Ganz konkret ist das wohl nicht zu benennen. Auf jeden Fall bringt ihm die Erfahrung in der Wüste die Gewissheit: Die Zeit ist erfüllt. Jesus geht nach Galiläa und fängt an zu verkündigen. Nach der eher passiven Rolle des Getriebenen und des Verführten beginnt für ihn nun die Zeit der Veränderung und Aktivität. Die Engel müssen die Kräfte gewesen sein, die Aufbruch und Neuanfang in Jesus geweckt und ermöglicht haben. Die Erstarrung löst sich. Es ist als würde der Heilige Geist, der Jesus in die Wüste getrieben hat, ihn nun von innen her bewohnen. Es wächst eine Einheit und auch eine tiefgreifende Erkenntnis: „Ja, es beginnt eine neue Zeit und ich, Jesus, bin der, der sie bringt! Das Reich Gottes ist mit mir und durch mich nahe!“ Und alle Menschen können diesen Weg der Erneuerung mitgehen – raus aus der Wüste. Eine neue Weise des Zusammenlebens ist das Ziel. Eine Gemeinschaft, die „Gott und die Welt“ achtet und wertschätzt. Und das ist nicht nur ein Wunsch oder eine Hoffnung, sondern anfanghafte Realität – hier und jetzt!
Um dieses Reich Gottes unter uns aufleuchten zu lassen, können wir versuchen, den Teufel im Nacken abzuschütteln. Menschen, Gedanken, Natur, Gebet, Stille, Bewegung, Meditation, Gesang… all diese Begleiter können dazu dienen, Türen in uns offenzuhalten. Und zwar damit die gute Botschaft, eben der Heilige Geist, in uns eintreten kann. Und wenn wir ihn empfangen, spüren wir, dass er sich gegen die größte Versuchung überhaupt richtet, nämlich die, aufzugeben. Die Wüste ist unendlich scheinende Öde, die jeden, der sich dort länger aufhält, auslaugt, und die jedes Leben verzehrt. Dort musste sich auch Jesus der Frage stellen: Mache ich weiter oder gebe ich auf? Diese „Wüste“ erleben wir jetzt gerade. Die Pandemie zerrt an den Nerven und quält die Lebensgeister. Jetzt nicht aufzugeben, ist eine große Herausforderung. Der Heilige Geist hat Mühe, wird aber nicht nachlassen, bei uns anzuklopfen.
Die kommenden vierzig Tage laden uns dazu ein, wieder den Weg von der dunklen, verbrannten Erde (Asche/Wüste) in das lebenspendende, helle Licht (Ostersonne) des Frühlings zu gehen. Von der empfundenen Trostlosigkeit, Enttäuschung, Ratlosigkeit, Stress, Druck… in das Versprechen Gottes, nie wieder den Bund zu lösen, „der besteht zwischen mir und euch“. Daran erinnert der Regenbogen. Von ihm geschenkt – schon am Anfang des Weges.
Allen einen friedvollen und frohen Sonntag! Lydia Bölle